Rund um Bad Driburg - Wieder zusammen
Dienstliche Belange haben mich aufgehalten. Die Sonne strahlt vom strahlend blauen Himmel über die mit Schnee bezogene Landschaft. Die frostigen Temperaturen halten mich nicht davon ab, mich der Herausforderung, Bad Driburg zu umlaufen, zu stellen. Bernhard und Frank haben mit einer sehr kleinen Schar geduldig auf mich an der Zufahrt zum Gewerbegebiet Süd gewartet, direkt am roten Hydranten. Sie wundern sich nur, dass ich in kurzer Hose und T-Shirt laufen will. Glücklicherweise überzeugen sie mich, wenigstens mein Jeanshemd überzuziehen. Flashback.
Ich bin zurück aus dem Jahr 1992 im hier und jetzt. Heute bin ich pünktlicher und befestige mit Frank das Plakat, das uns in den vergangenen Jahren die Regeln des Laufes erklärte. Corona bestimmt zwar immer noch unser Leben, aber nur eingeschränkt. Nach zwei Jahren Individuallauf dürfen wir endlich wieder gemeinsam starten. Ein unerschrockenes Häuflein hat wird sich der bekannten Herausforderung stellen. Freudig begrüße ich alte Freunde und neue Mitstreiter. Alle möchten es langsam und gemächlich angehen lassen. Noch eine kurze Einführung der Organisatoren, dann zerreißt der Knall des Böllers die Luft. Wie ich dies vermisst habe. Der kleine Pulk überquert die Straße und beginnt den Aufstieg hinauf zur Egge. Ich nutze die Gelegenheit, mich noch einmal für ein paar Fotos an die Spitze des Feldes zu setzen, es wird heute das letzte mal sein. Möglich ist es nur, weil alle diszipliniert ein langsames Tempo anschlagen. Dabei sind die Bedingungen für unseren Lauf heute nahezu ideal. Bei knapp 9 Grad plus erklimme ich die Flanke des Gebirges. Das steilste Stück der Strecke, gleich zu Anfang, bremst meine Euphorie. Wehmütig denke ich daran, dass der Aufstieg früher leichter fiel. Die Spitzengruppe setzt sich langsam aber stetig nach vorne ab. Bei mir sind noch Anja, Klaus, Hendrik und Christof. Zum Quatschen bleibt zwar nicht viel Luft, aber die Gemeinschaft zählt.
Gemeinsam mit Anja erreiche ich den Eggekamm. Der Eggeweg führt uns nach Norden. Der Wanderweg ist matschig, viele kleine und große Pfützen wollen umlaufen werden. Klappt ganz gut, denn aufgrund der milden Witterung konnte vieles vom Regen der letzten Tage im Boden versickern. Die Wolkendecke ist dicht geschlossen, aber kühle Tropfen bleiben mir heute erspart. Zudem ist es ungewöhnlich hell, wie derzeit auf vielen Abschnitten der Egge in diesen Jahren. Aufgrund der großen Trockenheit wurden viele Flächen abgeholzt. Soviel, dass man fasst die Orientierung verlieren könnte. Ich erreiche trotzdem zielsicher die schöne Aussicht und freue mich schon, den Parallelweg zur Fahrstraße wieder belaufen zu können. Nach langer Zeit ist er von Baumstämmen wieder befreit. Die Damen sind ein gutes Stück voraus, weshalb ich sie nicht mehr davon abbringen kann, die Straße zu nutzen. Dafür erläuft Hendrik mit mir zusammen die Originalstrecke über den Wanderweg bis zur Querung der alten B 64 am Stellberg.
Über die Brücke quere ich die neue B 64 und mache mich auf zum Knochen. Links und rechts säumen Stapel von Baumstämmen den Eggeweg. Eine Schneise gibt einen kurzen Blick auf Bad Driburg frei. Steffi, Anja und Hendrik setzen sich langsam nach vorne ab. Muss an der Bodenbeschaffenheit liegen, denn noch immer läßt sich der Eggeweg gut belaufen. Nur noch ein kurzer Schwenk nach links und schon ist der Knochen im Blick. Aus Westen weht es stürmisch, die sonst schützenden Bäume gibt es kaum noch. Gleich gibt er mir Rückenwind, als ich am Rittergut vorbei hinunter zum Reelser Kreuz laufe. Der Blick auf das Bergdorf Pömbsen mit seinen Windrädern liegt frei vor mir. Die Sonne leuchtet mir hier jetzt ins Gesicht, ich schaffe es, zum Trio wieder aufzuschließen Läuferherz was willst du mehr?
Den warmen Tee am Reelser Kreuz natürlich, die Begegnung mit weiteren Freunden und der Anschluss zu weiteren Läufern. Doch die machen sich bereits wieder auf den Weg, als ich mir noch einen kleinen Schluck Tee genehmige. Über die Gipfel des Rosenberges sind sie schnell außer Sicht, trotzdem versuche ich noch einmal aufzuholen. Bis zum Freibad gelingt es mir nicht, dafür kann ich von oberhalb der Treppe unten bereits Christof sehen. Da eine Flucht nach vorne nicht mehr viel Sinn ergibt, warte ich am Osthang des Steinberges auf Christof, zu dem sich jetzt auch Steffi und Anja gesellt haben. Gemeinsam macht das Laufen noch mehr Spaß. Unterhaltsam nehmen wir gemeinsam die finalen Hindernisse in Angriff, Auf dem Weg hinunter zur B 64 und zum Sulberg bekomme ich doch noch leicht nasse Füße, die Pfütze in der Linkskurve am Bahngleis gleicht schon mehr einem See, ist zum Glück aber nicht sehr tief. Zur rechten Zeit bin ich auch da, um den Bahnübergang offen vorzufinden. Ungebremst laufen wir zum Sulberg, erst langsam ansteigend, um an einer Quelle rechts abzubiegen und den letzten bedeutenden Anstieg zu meistern. Mir geht es, wie meistens, ich kann nur langsam hinauf schlappen. So langsam, dass sich die anderen locker nach vorne absetzen können. Leichte Zweifel, wieder aufzuschließen bleiben, aber ich komme auf der Kuppe wieder in Trab.
Bei der Umrundung des Sulberges quert ein umgestürzter Baum den Weg. Bei der mühsamen Umgehung erreiche ich Steffi und Anja wieder. Im Anschluss läuft Christof locker hinab zum Bach und zur Straße die zurück ins Gewerbegebiet führt und gewinnt einige Meter. Da er im leichten Anstieg wieder walkt schließe ich erneut auf. Vor der letzten Kurve warte ich noch einmal, denn gemeinsam mit Steffi und Anja wollen wir den Lauf beschließen. Nach links abgebogen kommt das Ziel in Sicht, an dem wir schon erwartet werden, von den übrigen Läufern und Bernhard und Frank mit heißem Tee. Schön war es wieder einmal, nach den letzten Sololäufen gemeinsam unterwegs zu sein. Meine Serie hält auch nach 30 Jahren immer noch. Die verdiente Urkunde können wir in den kommenden Tagen abholen. Herzlichen Dank an Bernhard uns Frank, dass ihr diesen wunderbaren Jahresabschluss für uns immer wieder möglich macht.
Foto-Galerie: Impressionen Rund um Bad Driburg
Autor und Fotos: Markus Pitz